Titandioxid (E171) in Lebensmitteln – gefährlich oder nicht?

Wofür wird es verwendet?

Titandioxid ist ein nicht wasserlösliches Farbpigment. Es färbt ultraweiß, kann Licht streuen und ist UV-beständig. Knapp 90% des produzierten Titandioxids werden deshalb als Weißpigment Lacken, Farben und Kunststoffen hinzugefügt. Die restlichen 10% finden in der Arznei-, Lebens- und Futtermittelindustrie sowie in Kosmetika Verwendung.1

Titandioxid wird als Lebensmittel-Zusatzstoff E171 z.B. in Kaugummis, Süßigkeiten, Marshmallows, Fondant, Suppen, Mozzarella und Salatsaucen eingesetzt.1,2 Es kommt aber auch als Tabletten-Überzug oder in Zahnpasta, Sonnencreme und Tätowierfarben vor.1

Aufgrund der vielen Einsatzgebiete gibt es verschiedene Aufnahmewege für Titandioxid: Es kann über die Haut, über die Atemwege oder aber über den Verdauungstrakt in den menschlichen Organismus gelangen.1

Was sind seine Vorteile bei der Verwendung von Titandioxid in Lebensmitteln?

Die Verwendung von Titandioxid in Lebensmitteln dient sehr häufig der optischen Verbesserung. Es verleiht farblosen Lebensmitteln Farbe und lässt diese frischer und glänzender wirken.3 Außerdem gibt Titandioxid Lebensmitteln Struktur und wird auch als Anti-Klumpmittel eingesetzt.4

Welche gesundheitlichen Risiken können von Titandioxid ausgehen?

Die Aufnahme von Titandioxid über die Haut ist nach derzeitigem Erkenntnisstand ungefährlich. Gelangt es über die Atemwege in den Körper gilt es hingegen als krebserregend.1

Aktuell wird die Gefährlichkeit der oralen Aufnahme in der Europäischen Union hinterfragt: Zwar werden beim Essen nur geringe Mengen an Titandioxid aufgenommen, doch es benötigt eine längere Zeit, bis es wieder aus dem Körper ausgeschieden wird. Problematisch sind dabei Nanopartikel unter 100nm (Nanometer), welche in die Zellen eindringen können.2 Im Lebensmittelbereich darf Titandioxid bis zu 50% Prozent Nanopartikel (< 100nm) enthalten.2,3 Nanopartikel in diesem Größenbereich haben die Fähigkeit schneller mit anderen Stoffen zu reagieren und könnten aufgrund ihrer Größe in Darm, Leber und Zellen gelangen.5

2017 haben französische Forscher bei Ratten nachweisen können, dass die Einnahme von Titandioxid Darmentzündungen hervorrufen kann und dem Immunsystem schadet. Aus den Versuchen wurde außerdem deutlich, dass die Partikel ins Blut gelangen können.2 Daher hat Frankreich seit 2020 die Verwendung von Titandioxid in Lebensmitteln verboten, da es womöglich die Darmflora schädigen und in Form von Nanopartikeln Krebs auslösen könnte.2,6

Einschätzung der EFSA – Zulassung von Titandioxid in Lebensmitteln in Deutschland

Mai 2021: Die EFSA (Europäische Kommission für Lebensmittelsicherheit) hat Titandioxid als Zusatzstoff in Lebensmitteln auf seine erbgutschädigende Wirkung neu bewertet. Dafür wurden eine neue Tierstudie sowie 200 Publikationen hinsichtlich neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse im Bezug auf die Wirkung von Nanopartikeln im menschlichen Organismus ausgewertet.3

Die EFSA kam zu dem Schluss, dass keine akute Gesundheitsgefahr durch die orale Aufnahme von Titandioxid über die Nahrung ausgeht. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass Titandioxid in geringen Mengen aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert wird und lange Zeit benötigt, um aus dem Körper wieder ausgeschieden zu werden. Damit könnte dieser Stoff das Potential haben, sich im Gewebe anzureichern.6 Somit kann eine erbgutschädigende Wirkung von Titandioxid nicht ausgeschlossen werden. In der Folge wird Titandioxid nicht mehr als sicher angesehen.1 Jedoch konnte keine maximale tägliche Aufnahmemenge für Titandioxid über Lebensmittel ermittelt werden, da schlichtweg zu wenig Daten existieren.2

Die EFSA empfiehlt den EU-Staaten nach einer angemessenen Übergangsfrist einen Zulassungsstopp für den Zusatz von Titandioxid in Lebensmitteln einzuführen.1,7 Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat sich dieser Empfehlung angeschlossen.1 Deutschland stützt sich auf die Einschätzungen von der EFSA und des BfR. Demzufolge ist Titandioxid in Deutschland weiterhin im Lebensmittelbereich zugelassen.2

 

Einzelnachweise:

https://www.br.de/nachrichten/wissen/zusatzstoffe-wird-titandioxid-in-lebensmitteln-bald-verboten,SWjxfZg

https://www.quarks.de/gesundheit/ernaehrung/darum-gehoert-titandioxid-nicht-in-lebensmittel/

https://www.efsa.europa.eu/de/news/titanium-dioxide-e171-no-longer-considered-safe-when-used-food-additive

https://tdma.info/de/titandioxid-in-lebensmitteln/

https://www.bund.net/themen/aktuelles/detail-aktuelles/news/endlich-das-verbot-von-titandioxid-in-lebensmitteln-kommt/

https://www.foodwatch.org/de/pressemitteilungen/2019/eu-kommission-erwaegt-offenbar-europaweites-verbot-von-titandioxid-in-lebensmitteln/

https://www.bfr.bund.de/de/titandioxid___gibt_es_gesundheitliche_risiken_-240812.html

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