Ist Kokosöl die ökologische Alternative zu Palmöl?

Welche Auswirkungen hat der Palmöl-Anbau für die Umwelt?

Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen und ist weltweit das meistverwendete Pflanzenöl. Es lässt sich sehr ertragreich anbauen und ist somit das preiswerteste Pflanzenöl auf dem Markt.1 Außerdem ist es hitzestabil und weist gute Verarbeitungseigenschaften auf.2 Seine vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten reichen von Biodiesel, über Lebensmittel und Seife bis hin zu Kosmetikprodukten. 2016 wurden in Deutschland rund 1,8 Millionen Tonnen dieses pflanzlichen Öls verbraucht, wobei der Großteil davon für die Herstellung von Biodiesel verwendet wurde.1

Die Hauptanbauländer für Ölpalmen sind Indonesien und Malaysia. Um den Ertrag an Palmöl zu maximieren und den riesigen Bedarf an diesem preiswerten Pflanzenöl zu decken, werden  Ölpalmen in Monokulturen angebaut. Dafür werden riesige Flächen Land benötigt, welche durch Rodung vieler Millionen Hektar Regenwald entstehen.3 Die Vernichtung des Regenwaldes hat nicht nur erhebliche Folgen für das weltweite Klima, auch bedrohten Tierarten, wie dem Orang-Utan, Elefanten und Nashörnern wird ihr Lebensraum geraubt. Durch illegale Brandrodungen und das Trockenlegen von Mooren entstehen zusätzlich gigantische Waldbrände, die binnen weniger Wochen so viele Treibhausgase verursachen wie Deutschland in mehr als einem Jahr ausstößt. Die Arbeiter auf den Ölpalmen-Plantagen leben in Armut, da prekäre Arbeitsbedingungen herrschen. Der Anbau von Ölpalmen in Monokulturen schafft somit nicht nur ökologische , sondern auch soziale Probleme.1,2 

Ausweg Kokosöl?

Der weltweit hohe Bedarf an Palmfett steht somit im direkten Zusammenhang mit der Zerstörung des Regenwaldes und daraus folgenden ökologischen und sozialen Problemen. Um diesem Dilemma auszuweichen, steigt indes die Nachfrage an angeblich umweltschonenden Alternativen – wie dem Kokosöl. 

Das aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnene Kokosfett wird als wahrer Alleskönner beworben und ist nicht nur ein exotisches Geschmacks-Highlight in vielerlei Gerichten, sondern  auch für seine pflegenden Eigenschaften in Beauty-Produkten, als Nahrungsergänzungsmittel oder als Mittel für weißere Zähne bekannt.3 Der gesundheitliche Nutzen von Kokosöl ist jedoch fraglich: Es enthält zwar Vitamine und Mineralstoffe, seine Fettsäurezusammensetzung ist jedoch ungünstiger für den menschlichen Organismus im Vergleich zu heimischen Pflanzenölen.4

Es stellt sich außerdem die Frage, ob der kommerzielle Anbau von Kokospalmen wirklich eine bessere Ökobilanz aufweist und zu besseren Arbeits- und Lebensbedingungen bei den Einheimischen führt:

Noch werden Kokospalmen meist von Kleinbauern in Mischkulturen mit beispielsweise Bananen und Pfeffer angebaut. Diese Anbauweise ist für die Kleinbauern allerdings nicht lukrativ und sie leben häufig in Armut.5 Hinzu kommt, dass mit der steigenden Nachfrage an Kokosnussöl diese Anbauweise immer unprofitabler wird, sodass Kokospalmen zunehmend in Monokulturen kultiviert werden. Dieser Umstand führt wiederum zu den gleichen ökologischen und sozialen Problemen wie es beim Anbau von Ölpalmen der Fall ist.3,5

Während auf einem Hektar Anbaufläche 3,3 Tonnen Palmöl produziert werden können, liegt der Wert für Kokosöl gerade mal bei 0,7 Tonnen je Hektar Land. (Ein ähnliches Verhältnis von Anbaufläche zu Ertrag ergibt sich auch für heimische Pflanzenöle, wie Raps- oder Sonnenblumenöl.) Der Ersatz von Palmöl durch Kokosöl hätte somit einen viel höheren Flächenbedarf für die Gewinnung der gleichen Menge Öl zur Folge. Dies ist wiederum mit mehr Treibhaus-Emissionen und einer stärkeren Gefährdung von Pflanzen und Tieren verbunden.1 Allerdings liefern Kokospalmen nicht nur Öl, sondern auch Palmsaft, aus dem beispielsweise Kokosblütenzucker oder Palmwein hergestellt werden kann. Die Kokosnüsse liefern außerdem Fasern, welche z.B. als Isoliermaterial verwendet werden. Die Kokosnussschalen können als Grillkohle genutzt werden und das Fruchtwasser und -fleisch der Kokosnuss sind zum Verzehr geeignet.6

Fazit

In Anbetracht der ökologischen und sozialen Folgen des Ölpalmen-Anbaus erscheint es oberflächlich sinnvoll den Palmöl-Verbrauch zu reduzieren, z.B. indem kein Palmöl in Biodiesel verwendet und der bewusste Konsum von Fertigprodukten gefördert wird. Allerdings ist der Anbau von Ölpalmen für die Hauptanbauländer ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, zumal weltweit eine riesige Nachfrage an preiswert produziertem Pflanzenöl besteht.1

Statt zu Produkten zu greifen, auf denen 'ohne Palmöl' steht oder den Verbrauch von Palmöl stark einzuschränken, benötigt es vielmehr einen globalen Plan, der für bessere Arbeitsbedingungen und umweltfreundliche Anbaubedingungen der Ölpalmen in den betroffenen Ländern sorgt. 

Steigt die Nachfrage nach Kokosöl weiter, werden auch Kokospalmen immer mehr in profitablen Monokulturen angebaut, was zu  ähnlichen ökologischen und sozialen Problemen wie der Anbau von Ölpalmen führen wird.6

Palmöl oder Kokosöl sind somit weder schlecht noch gut. Es kommt darauf an, wie diese produziert werden. Daher sollte beim Kauf dieser pflanzlichen Öle auf Zertifizierungen geachtet werden. Beide Öle sollten möglichst biologisch angebaut und fair gehandelt worden sein.7 Außerdem ist es sinnvoll, öfter auf heimische Pflanzenöle zurückzugreifen, da diese eine günstigere Fettsäurezusammensetzung aufweisen und lange Transportwege eingespart werden.4

 

Einzelnachweise:

https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2016-08/palmoel-plantagen-regenwald-umweltschutz-studie-wwf

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/palmoel-negative-folgen-fuer-gesundheit-und-umwelt-17343

https://www.umweltgedanken.de/kokosoel/

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/alternatives-fett-ist-kokosoel-gesund-29294

https://www.biorama.eu/kokosoel_palmoel/

https://www.regenwald.org/themen/palmoel/kokosoel-keine-alternative-zu-palmoel

https://www.deutschlandfunk.de/alternative-zu-palmoel-umstieg-auf-kokosoel-ist-nicht.697.de.html?dram:article_id=425743

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